Von Karlsbad über Loch Ness in die Normandie
Spanien sollte es sein, am besten Ibiza, Mallorca und Menorca. So war der Plan als sich Felix, Julian und ich, Stefan, die D-ENYB der FFG Braunschweig Anfang des Jahres für 6 Tage im August buchten. Doch natürlich sollte es wieder anders kommen. Im August stiegen die Temperaturen in Spanien und dem Mittelmeerraum auf spürbar über 40° – keine Freude für Mensch und Maschine. Zudem hatte Felix noch eine Familienfeier am Abreise-Samstag und musste am Sonntag in Halle-Oppin abgeholt werden. Also wurde dann kurzfristig umdisponiert und vereinbart zwei Tage vor Abflug den „finalen“ groben Plan zu machen.
Der Plan sah dann vor, dass Julian und ich am Samstag nach Karlsbad fliegen, sich die Stadt anschauen und am Sonntag Felix in Halle Oppin einsammeln. Eine Option war dann nördlich weiter nach Schweden und Norwegen oder nach Westen abbiegen um dann Nordfrankreich oder UK zu erfliegen. Schweden und Norwegen waren relativ schnell raus und es verbreitet sich eine gewisse Lust auf UK um von dort nach Frankreich überzusetzen.
Ein Hoch auf die Klimaanlage
Am Abflugtag war strahlend blauer Himmel, die Temperaturen bereits über 20° am Morgen. Julian und ich beluden die YB in Braunschweig und als ich das Triebwerk für das erste Leg der Reise startete war die Crew bereits schweißgebadet. Ein Hoch auf die Klimaanlage der YB. Der Flug nach Karlsbad verlief ruhig und erwartungskonform. Ich hatte bereits am Vortag das Fly & Visit Paket gebucht. Das enthielt alle Flughafengebühren für bis zu zwei Nächte sowie ein Taxi in die Stadt und zurück. Mit 100€ nicht ganz billig für nur eine Nacht aber die normalen Gebühren für Landung, Handling und Parken wären tatsächlich genauso teuer gewesen. Der spannende Teil dieses Legs beginnt dann mit der Grenzüberquerung. Die TMA von Karlsbad startet direkt hinter der Grenze und hat eine Untergrenze von 4000 ft auf der nördlichen und 3500 ft auf der südlichen Seite der Kontrollzone. Klingt erstmal ok, allerdings ist das Gelände dort so beschaffen, dass das nie mehr als 1000 ft AGL und teilweise unter 500 ft AGL sind. Also funke ich mich direkt via Prag Radar in die TMA und von dort in die Kontrollzone. Auf dem Weg in die Platzrunde von November nach Alpha bekommt YB einen direkten Anflug und steht kurze Zeit später auf dem asphaltierten Parkplatz.
Der Empfang im Rahmen des Fly & Visit Package ist sensationell. Ebenso freundlich und gut verständlich wie zuvor ATC holt eine persönliche Betreuerin uns auf dem Vorfeld ab, heißt uns willkommen, organisiert das Taxi, empfiehlt Hotels und erklärt, wie man am nächsten Tag wieder zu einem Taxi und dann am Flughafen zum Flugzeug kommt. Perfekt. Auf der Fahrt in die Stadt buche ich ein Hotel. Karlsbad hat tatsächlich eine sehr schöne Altstadt mit schöner Architektur.
Es ist heiß und voller Menschen. Erstmal einen Eiskaffee im Schatten, danach Stadtbesichtigung bei strahlendem Wetter und abends „leichtes“ böhmisches Essen. Der Tag steht im Zeichen der Schnabeltassen. Wer nicht weiß, was es damit auf sich hat sollte mal nach „Karlsbad Heilquellen Schnabeltassen“ googlen. Das Casino Royale ist nicht so beeindruckend wie im gleichnamigen Film, dafür gibt es frische Striezel mit Eis in der Fußgängerzone.
Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich zur Öffnungszeit des Flugplatzes im Terminal. Es steht noch viel auf dem Plan für heute. Das Hotel hatte netterweise das Frühstücksbuffet extra eine Stunde früher aufgebaut für uns. In Karlsbad ist jeder einfach unheimlich nett und an vielen Ecken kommt man mit Deutsch tatsächlich auch gut durch.
Cloud-Breaking in Leipzig
Julian hatte einige Wochen zuvor seine IFR-Ausbildung abgeschlossen und rechtzeitig vor dem großen Ausflug die Lizenz in der Post. Jetzt ist er heiß drauf sie auch anzuwenden und das Leg nach Halle Oppin IFR zu fliegen. Das GAFOR verspricht blau über Deutschland ab dem Vormittag, in Karlsbad ist bereits CAVOK. Felix fragt grad per Telegram an, ob es beim Plan Halle Oppin bleibt, mehr sagt er dazu aber nicht. Wir halten an dem Plan fest und starten mit Yankee Flugplan aus Karlsbad. Geplant ist kurz vor Oppin IFR zu canceln und VFR zu landen. Bereits auf halbem Wege inbound Oppin machen sich Zweifel am Plan breit. Je weiter nördlich man kommt desto dichter und tiefer wird die Wolkendecke. Das Abhören der ATIS Leipzig besiegelt Plan B: Julian entscheidet sich für einen ILS-Anflug zwecks Cloud Breaking in Leipzig wegen unsicherer Wetterlage über Oppin. ATC hat keine Einwände und so fliegt Julian seinen ersten ILS-Anflug als IFR Pilot.
Es liegt tatsächlich eine dünne BKN-Schicht über Leipzig und Umgebung und erst in ca. 1000 ft AGL bricht YB durch die unterste Schicht. Danach geht es VFR weiter nach Oppin, wo wir dann Felix einsammelt.
Das nächste Leg fliegt Felix. Julian hatte sich bereits am Vortag um die Einreiseformalitäten nach UK gekümmert, Felix hat die Ausreise in Stadtlohn organisiert, wo wir YB noch mal volltanken werden.
Ziel des Tages: Duxford in UK um das Museum am Flugplatz und dann Cambridge anzuschauen. Nach dem Abflug aus Oppin geht Felix durch ein Wolkenloch on top. Es zeigt sich, dass das GAFOR heute sehr optimistisch war. Auf FIS hört man den einen oder anderen Piloten Wetterbedingungen abfragen. Dünne aber tiefe Wolken vermiesen hier und da die VFR-Laune quer durch Deutschland. In Stadtlohn trinkt die Crew noch einen Cappuccino und wartet auf die Kontrolle durch die Grenzpolizei. Es sorgt ein wenig für Aufsehen am Nachbartisch, als sich die Polizisten ein wenig später in schusssicherer Weste mit Schlagstock und Pistole am Gürtel den Weg durch das Kaffee bahnen und wir zu verstehen geben „die suchen nach uns.“
Unter Belustigung der anderen Gäste kontrollieren die Beamten die Reisepässe und wünschen dann einen guten Flug. Und so erhebt sich YB mit Julian am Steuer in den Himmel und fliegt Duxford entgegen.
Spitfire downwind rwy 24R
Der Wechsel in den englischen Funk gestaltet sich problemlos, Julian hatte vorher auch noch zu den Besonderheiten im englischen Flugverkehr recherchiert. Insbesondere das typische „Pass your message“ sollten wir die kommenden Tage sehr oft hören. Auf den jeweiligen FIS-Frequenzen wie zum Beispiel London Information oder Scottish Information ist das die typische Antwort auf den Einleitungsanruf mit Callsign. Inbound Duxford steigt dann die Aufregung im Cockpit als man auf der Frequenz den Tower Lotsen mit einer anderen Maschine im Anflug funken hört: „Traffic information, two fast moving Spitfire in pattern for downwind runway 24 right“. Der Tonfall suggeriert ganz klar, dass das hier Normalität ist. Wer jetzt nicht genau weiß, warum Duxford so berühmt ist: Am Platz findet sich in mehreren Hangars und Hallen das gigantische Imperial War Museum mit Luftfahrzeugen und insbesondere auch WW2 Fluggerät. Und wie eben schon erwähnt: Nicht nur im Museum. Die YB schafft es leider nur 5 Minuten zu spät in die Platzrunde – die Spitfire sind schon gelandet. Julian parkt die YB in der Nähe der Memphis Belle Flying Fortress.
Eigentlich steht jetzt der Besuch im Museum auf dem Plan, das hat nur noch 2 Stunden lang Einlass. Doch bereits auf dem Apron gibt es so viel zu sehen an historischem Gerät. Dann ein Schatten am Himmel und mit lautem Dröhnen donnert eine weitere Spitfire direkt über das Vorfeld in einem tiefen Überflug.
Den Rest des Tages verbringen Julian, Felix und ich im Museum.
Danach geht es per Uber in die spontan gebuchte Ferienwohnung in Cambridge mit anschließender Stadtbesichtigung. Die Universität lässt leider keine Touris auf das Gelände, aber sehenswert ist das Stadtviertel allemal. Das nächste Learning: Sich in Cambridge um 20 Uhr local time spontan ein Restaurant zu suchen funktioniert nicht.
Alles ist bereits voll, hat Personalnotstand oder schließt um 21 Uhr bereits. Am Ende findet sich aber doch ein gutes Steakhaus und der Hunger kann gestillt werden. Das Uber für den Rückweg entpuppt sich dann als uns noch neue, unbekannte Kategorie „Disco Uber“. Der Fahrer hatte eine Lichtorgel im Armaturenbrett und kam schon mit wummernden Boxen angefahren. Nach dem Boarding lässt er seine Passagiere Musikrichtung und Laustärke auswählen. Aus den angebotenen Optionen entscheidet sich Felix für „slightly uncomfortable“ als Lautstärke. Britischer Humor at its best.
British weather at its best
Für den nächsten Tag steht eigentlich spontan Inverness in Schottland auf dem Programm – direkt bei Loch Ness. Wie kann man da nein sagen? Doch wie so oft gibt es britisches Wetter. Über dem Flugplatz in Duxford liegt noch eine tiefe Wolkendecke, nach Norden hin soll es sich erstmal wieder aufklaren aber über Schottland erscheint die Situation unklar. Die Wolken können tief liegen und die Highlands hoch sein. Ein VFR-Flug müsste im Worst Case komplett nach Osten über das Meer ausweichen und dabei noch die Sperrgebiete über dem Meer östlich von Aberdeen umfliegen. Beide VFR-Piloten fühlen sich mit den Wetteraussichten unwohl, denn es war eigentlich besser vorhergesagt und auch das METAR spricht von einem ganz anderem Wetter als das, was man mit Blick nach oben gerade sieht. Also wird erstmal der Fuel Truck bestellt und mit den einheimischen Piloten auf der benachbarten Parkposition geschnackt. Der eine ist Fluglehrer und postponed seinen Trainingsflug auch gerade, bis sich die Wolkendecke später heben soll. Selbst der Fahrer des Fuel Trucks echauffiert sich über den momentanen Missmatch zwischen METAR und Realität. Das besiegelt die Sache für die YB-Crew und so wird dann bei einem weiteren Briefing im Museums Café der finale Plan gefasst, dass Julian das Leg IFR fliegt.
Ereignislos startet YB kurz danach in den bedeckten britischen Himmel. Das Wetter bessert sich Richtung Norden zunächst spürbar, was so auch im Wetterradar zu erkennen war. Hinter Newcastle über dem Meer verdichten sich die Wolken aber wieder und beim erneuten Landfall hinter Dundee kommt der spaßige Teil des Fluges:
Es geht über die schottischen Highlands in and out of the clouds in den Approach auf Inverness. Auf dieser Route war IFR die richtige Entscheidung. Vermutliche wäre VFR östlich über das Meer aber auch möglich gewesen. YB wird von ATC per Vectors auf das ILS geführt und legt eine saubere Landung hin.
Wo ist Nessi?
Das Handling in Inverness musste auch vorher gebucht werden. Überhaupt gilt bei nahezu allen Flugplätzen auf der Insel, dass jede Landung grundsätzlich PPR erfordert und meist auch noch Handling erforderlich ist. Der Handling-Agent nimmt YB dann auf ihrer Parkposition in Empfang, organisiert die Betankung und weist der uns den Weg zum Hauptterminal wo ein Mietwagen wartet.
In einem spritzigen Fiat 500 geht es dann direkt zum Sightseeing auf das Schlachtfeld von Culloden. Das stand auf Julians Bucket List.
Im Restaurant des Monuments gibt es erstmal einen Snack, dann wird das Schlachtfeld erkundet. Weiter geht es dann, wie soll es anders sein, nach Loch Ness. Unnötig zu erwähnen, dass es keine Sichtung eines Seeungeheuers gab.
Das Nessi Museum war leider schon geschlossen und so startete wieder die Suche nach einem Restaurant für das Dinner. Pünktlich kurz vor dem Essen setzt dann schottischer Regen ein, den die Crew erstmal in einem Nessi Pub bei einem Bier aussitzt. Danach wird Downtown ein Restaurant gesucht und auch gefunden.
Für den nächsten Tag war zuerst ein Besuch der Isle of Man geplant und alle dafür nötigen Ein- und Ausreise-Formalitäten inklusive PPR vorbereitet. Dieser Plan wurde dann aber wieder verworfen, weil das britische Wetter eher durchwachsen bleiben soll und die Crew Frankreich als Startpunkt für den Heimflug Ende der Woche Richtung Deutschland als wetterstabiler einschätzt. Calais soll also das nächste Tagesziel werden. Das erste Leg ist für mich bis nach Südengland und das zweite dann für Felix über den Kanal. Julian möchte auf der Rückbank chillen. Also wird geplant, Felix macht die Anmeldung für Ausreise und Einreise in Calais mit Julian und ich suche einen Platz zum Tanken in Südengland. Die Wahl fällt auf Tibenham aufgrund guter Bewertungen und die PPR Anfrage wird gestellt.
Am nächsten Morgen geht es wieder früh zum Flugplatz. Das Wetterbriefing besagt, dass das Wetter mit tiefen Wolken und Regen quer über die ganze Insel von Westen her reinzieht. Die Vorhersagen für Newcastle sagen, dass es dort auch vor Mittag ankommen wird, ab dort soll es aber Richtung Süden immer besser werden. Jetzt wäre es gut schnell loszukommen, um vor dem Wetter aus Inverness raus und möglichst weit Richtung Süden zu kommen, denn auch in Inverness rollen bereits die ersten dickeren, tiefen Wolken an.
Aktuell ist es über dem Platz noch frei, Richtung Südwesten aber schon Scattered in 2000 ft und die Route führt zunächst noch über bis zu 3800 ft hohes Gelände, bevor man dann östlich von Dundee wieder über dem Meer ist. Tibenham hat leider nicht geantwortet. Es folgt warten und parallel umplanen, Felix telefoniert mehrfach mit Tibenham während ich YB vorbereite. Zwischenzeitlich hat Felix auch noch Humberside als Alternative aufgetan, dort versicherte man telefonisch, dass YB einfach so vorbeikommen könne ohne Voranmeldung. Das wäre zwar nicht so weit südlich wie gewünscht, erscheint in der Region aber so kurzfristig die einzige Alternative. Schließlich sagt Tibenham final ab, weil sich niemand findet der die Fuel Station für uns bedienen kann. Also starten wir mit fast 2 Stunden Verzögerung den Flug Richtung Humberside.
YB muss dabei schon viel weiter nach Osten ausweichen weil das Wetter sich bereits seinen Weg gebahnt hat. Unterhalb der CTA westlich von Aberdeen geht es dann wieder auf das Meer hinaus. Nächster Wetter Checkpunkt ist Newcastle, dort sprach der TAF auch von tiefen Wolken und Regen, aber nichts was man dann über dem Meer nicht würde umfliegen können. Julian hat wieder sein Iridium Wetter am Start und so erfolgt die taktische Flugplanung durch Beobachtung der Regenzellen. Diese sind kleiner als erwartet, aber die Sperrgebiete über dem Wasser sind an diesem Tag leider aktiv und so engt sich der Spielraum doch ein wenig ein auf einen schmalen Korridor zwischen den hoch reichenden Sperrgebieten und dem Festland. Ein Ausweichen nach Osten hätte sehr weit auf das Meer hinausgeführt. Aber Sprit ist ja genug an Bord. Im Endeffekt waren die Regenzellen dann aber doch viel schwächer und lokaler als gemäß TAF zu erwarten und so nutzte die Crew die Gelegenheit, YB kurz vor Newscastle noch etwas zu waschen. Danach ging es dann quasi direkt in den Anflug auf Humberside und YB wurde auf ein „long final when airport in sight“ gecleared.
Eine gute Möglichkeit das ILS als Backup einzudrehen und einen schönen Gleitpfad runter zu fliegen. Der Fuel Truck tankt YB voll, die Landegebühren wurden im Hauptterminal bezahlt und Felix startete dann das Leg über den Kanal nach Calais.
Über den Kanal
Im Vorbeiflug ergab sich noch die Möglichkeit Tibenham zu winken und dann ging es schon bald auf den Kanal hinaus. Eigentlich recht unspektakulär, ist ja nur Wasser. Trotzdem irgendwie ein epischer Moment.
Der Wechsel vom britischen zur französischen ATC gestaltete sich problemlos, bis dato gab es nur eine Situation in UK wo die Intention von ATC erst nach dem dritten Mal nachfragen klar wurde. Im Anflug auf Calais dann aber das typische Bild im Funk an einem kleinen, unkontrollierten Platz. Trotz Felix beharrlicher englischen Positionsmeldungen hörte man nur französische Funksprüche einiger weniger anderen Maschinen. Also Augen auf, see and avoid. Es war dann aber nur Verkehr am Boden und keiner in der Luft.
Nach dem Parken dann ins Terminal, wo tatsächlich der französische Zoll mit zwei Beamten saß und auf unsere Crew wartete. Man muss dazu sagen, dass das Terminal in Calais kleiner ist als das in Braunschweig. Während einer der Beamten grimmig die Pässe prüfte erwähnte der andere, dass YB ja ganz schön spät dran sei. Erst nach einem etwas deutlicheren Hinweis wurde klar, dass die beiden bereits seit 1 Stunden Feierabend gehabt hätten. Wir entschuldigten uns und erklärten die Verzögerung beim Zwischenstopp zum Tanken. Das versöhnte die Parteien wieder.
Vor dem Terminal fuhr dann der Bus Richtung Stadtmitte, kostenlos so wie der ganze öffentliche Nahverkehr in Calais. Julian ging von dort schon mal weiter Richtung des spontan gebuchten Hotels um noch einen beruflichen Termin wahrzunehmen. Felix und ich erfreuten uns an einem Landebier in einem kleinen Lokal. Abends folgte noch etwas Sightseeing (unspektakulär in Calais) sowie Dinner bei einem sehr guten Italiener. Wenn man schon mal in Frankreich is(s)t … Die Planung für den Folgetag legt die Normandie als Landungsziel fest und Sightseeing am Omaha Beach, noch ein bisschen Geschichte studieren. Das stand auf Felix‘ Bucket List und es gab keine Einwände vom Rest der Crew. Das Leg nach Caen war schnell geplant und ein Auto reserviert. Dann ging es zurück ins Hotel.
Am Morgen gab es im Hotel wieder einen Moment Hektik als sich beim erneuten Checken der NOTAMS in ausgeruhtem Zustand herausstellte, dass Caen 24 h PPR ist und man ohne PPR Nummer von ATC gar nicht erst in die TMA Deauville / Caen gelassen wird. Also war Felix wieder am Telefon und checkte die Lage ab. Glücklicherweise war es kein Problem, weil grad keine Hochsaison war. Anscheinend sind die Stellplätze dort wohl der limitierende Faktor. Auf dem Weg vom Hotel zum Bus wurde ein Frühstück beim Bäcker gekauft und in der benachbarten Bar verspeist, wo man Kaffee dazu bekam.
Ohne PPR kein Einflug
Ich flog das Leg entlang der Küste mit Sightseeing auf Le Havre.
Beim Einflug in die TMA wurde tatsächlich auch die PPR-Nummer abgefragt, aber die war ja mittlerweile an Bord.
Danach wurde YB gleich betankt und die Crew begab sich ins GAT: Der Empfang dort war sehr freundlich, es wurde gleich abgerechnet und dann wurde uns erklärt, wie man am nächsten Morgen seitlich der normalen Passagierkontrolle wieder in den GAT Bereich kommen würde. Es gab auch noch den Rat eine Stunde früher als ursprünglich geplant da zu sein, weil ansonsten zeitgleich ein Passagierjet abfliegt und das Terminal dann entsprechend voll sein wird. Danach fuhren wir mit dem Bus zum Bahnhof, wo Julian schon einen Mietwagen reserviert hatte. Am Flughafen selber war so kurzfristig leider kein Fahrzeug mehr verfügbar gewesen. Damit ging die Fahrt dann nahtlos weiter Richtung Omaha Beach. Erst wurde das Overlord Museum besucht, welches die Geschichte der Landung der Alliierten sehr schön mit Schautafel und Exponaten erzählt. Danach folgte ein Spaziergang am Omaha Beach mit Besichtigung der alten Bunkeranlagen.
Auf dem Rückweg Richtung Hotel in Caen gab es dann einen Zwischenstopp zum Dinner beim Italiener. Ja, auf Escargots hatte halt keiner so richtig Lust.
Bahn frei für YB
Der nächste Morgen weckte uns mit Blitz und Donner. Spannendes Wetter war bereits angekündigt aber die Erfahrungen der letzten Tage und auch des Fluges vom letzten Jahr hatten gezeigt: Wenn man ein langes Leg fliegt gibt es immer irgendwo eine Route um das Wetter herum.
Felix hatte das Leg eigentlich nordöstlich hoch entlang der Küste und dann über die Niederlande nach Deutschland geplant. Das war aber so nicht durchführbar denn morgens zog ein Gewitter über Caen hinweg genau in diese Richtung, in das wäre die YB sonst von hinten wieder reingeflogen. Danach würde noch weiteres Wetter folgen. In Deutschland hingegen sollte es den Tag über noch schön bleiben. Also wurde wieder fix umgeplant und die Route führte dann südlich an Paris vorbei nach Schwäbisch Hall zum Fuel Stopp. Das Boarding in Caen fand im leichten Niesel statt, und während des Anlassens landete dann der am Vortag angekündigte Touri Bomber.
Das war auch sehr gut so, dass er fegte in hohen Fontänen den Regen vom vorangegangenen Gewitter von der Piste. Damit Bahn frei für YB. Das Iridium Wetter wies wieder den Weg und mit ein, zwei dezenten Kurskorrekturen führte die Route dann durch das Wetter Richtung Deutschland mit planmäßigem Tankstop in Schwäbisch Hall.
Auch der Weiterflug nach Oppin verlief ereignislos bei feinstem Wetter. Wir setzten wir Felix ab und chillten noch zusammen ein paar Minuten auf der Bank am Tower im Schatten. Dann flog Julian das letzte Leg IFR trotz strahlend blauem Himmel nach Braunschweig („weil’s geht“).
Es folgte die obligatorische Reinigung und das Einhallen der Maschine. Die Köpfe voller Erinnerungen machten sich die Piloten dann auf den Weg vom Flugplatz nach Hause … in Gedanken bereits bei den Zielen für das nächste Jahr 😊
Auch heute, beim Schreiben dieses Berichts, finde ich es noch etwas surreal, dass wir an sechs Tagen eine Sightseeingtour von Tschechien über England und Schottland bis in die Normandie und zurück gemacht haben.
Unsere YB ist eine tolle Reisemaschine und wir freuen uns auf die nächste große Tour
Felix, Julian & Stefan